Die Große Mainzer Jupitersäule

Die Große Mainzer Jupitersäule wurde 1905 in über 2000 Einzelteile zerschlagen bei Grabungen in der Sömmeringstraße in der Mainzer Neustadt entdeckt und bereits 1906 wieder zu einer Säule zusammengesetzt im Mainzer Altertumsmuseum aufgestellt. Bedingt durch die Umnutzung der Steinhalle durch den Landtag wurde die Säule bis Anfang des Jahres 2015 abgebaut. Dadurch ergab sich die Chance, den inneren Aufbau der Säule zu untersuchen, sie zu festigen und eine zeitgemäße Restaurierung unter Berücksichtigung und Hinterfragung früherer Restaurierungsphasen durchzuführen.

Ansprechpartnerin
Bei wissenschaftlichen Anfragen zur Jupitersäule wenden Sie sich bitte an:

Dr. Ellen Riemer
ellen.riemer(at)gdke.rlp.de

Die Säule

Steinhalle des Landesmuseum Mainz mit diversen Steinsäulen

Die heute noch 9,2 m hohe Große Mainzer Jupitersäule aus importiertem Lothringer Kalkstein besteht aus zwei unterschiedlich großen Sockeln, zwei Gesimsplatten, fünf Säulentrommeln, einem korinthischen Kapitell und einer würfelförmigen Basis für eine nur noch mit wenigen Fragmenten erhaltene überlebensgroße bronzevergoldete Jupiterstatue. Sockel und Säulentrommeln sind mit 28 ganzfigurigen Götterdarstellungen geschmückt.

Ihre besondere Bedeutung erhält die älteste, größte und am reichsten verzierte Säule ihrer Art nördlich der Alpen durch ihre beiden Inschriften: die Weiheinschrift auf dem Zwischensockel nennt die canabarii, die Bewohner der Lagervorstadt, als Stifter der für das Heil des Kaisers Nero (54-68 n. Chr.) dem obersten römischen Staatsgott Jupiter geweihten Säule. Der Name des Kaisers wurde nach seinem Tod und der vom Senat verhängten damnatio memoriae sorgfältig aus der Inschrift getilgt; die Säule selbst blieb aber stehen und diente als Vorbild für alle späteren Säulen vergleichbaren Typs in den beiden germanischen Provinzen und der östlichen Gallia Belgica. In einer zweiten Inschrift auf einer der Gesimsplatten verewigten sich die beiden Künstler Samus und Severus, Söhne des Venicarus. Solche Künstlersignaturen sind im Römischen Reich insgesamt sehr selten.

Die Wiederauffindung

Schadens- und Bestandskartierung eines Objektes
Schadens- und Bestandskartierung am Beispiel des unteren Sockels, Darstellung des Apoll
CT-Aufnahme der Statuenbasis der Jupitersäule
CT-Aufnahme der Statuenbasis der Jupitersäule

Anfang 1905 fand der damalige Direktor des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Ludwig Lindenschmit d. J. die bereits in der Antike in über 2000 Teile zerschlagene Große Mainzer Jupitersäule in einer Baugrube des Hinterhauses Sömmerringstraße 6 in der Mainzer Neustadt. Bereits ein Jahr später hatten Lindenschmit und seine Mitarbeiter mithilfe von Metallklammern, Backsteinen, Steinkitt und einem Gips-Leim-Gemisch die Trümmer wieder zu einer Säule zusammengesetzt, die im Städtischen Altertumsmuseum, damals noch im Kurfürstlichen Schloß, aufgestellt wurde. 1937 zog die Große Mainzer Jupitersäule in das neue Domizil des Altertumsmuseums in die Golden Roß Kaserne an der Großen Bleiche um. Im II. Weltkrieg zu ihrem Schutz im Innenhof des Museums vergraben, lag sie 1948 nach unsachgemäßer Freilegung längere Zeit ungeschützt im Freien. Die damals entstandenen Schäden wurden in mehreren Restaurierungsphasen, deren Umfang aber unbekannt ist, weitgehend behoben. Zwischen 1964 und 2015 stand die Große Mainzer Jupitersäule in der Steinhalle des Mainzer Landesmuseums, bis die Halle durch die temporäre Umnutzung als Plenarsaal des rheinland-pfälzischen Landtags geräumt werden musste.

Abbau und CT-Untersuchungen

Vor dem Abbau der Säule wurde eine Schadens- und Bestandskartierung angefertigt. Beim Abbau selbst wurden größere Schäden an der Säule sichtbar, die eine Stabilisierung und umfassende Restaurierung erforderlich machen. Nach einem erfolglosen Durchleuchtungsversuch in einem Großscanner am Frankfurter Flughafen wurden die meisten Säulenelemente bei der Firma Yxlon in Hattingen in einer industriellen CT-Anlage untersucht, um Aufschluss über den Innenaufbau der Säule zu erhalten, ohne diese wieder in ihre Einzelbestandteile zerlegen zu müssen. Aufgrund seiner Größe (H. 1,48 m, Br. 1,04 m, T. 1,03 m) und seines Gewichts (3,8 t) konnte der untere Sockel nur in der weltweit größten zivil genutzten CT-Anlage am Fraunhofer Institut in Fürth geröntgt werden. Erstmals wurde ein so großes archäologisches Steinobjekt auf diese Art untersucht. Die CT-Bilder ermöglichen es, die bei der Restaurierung von 1905/6 verwendeten Materialien, aber auch Risse und Hohlstellen zu erkennen. Diese lassen sich dadurch bei der Restaurierung gezielt verfüllen.

Die Restaurierung

Detail der Jupitersäule in drei Restauerierungsphasen
Detail der Jupitersäule in drei Restauerierungsphasen

Nach einer europaweiten Ausschreibung erhielt Diplom-Restaurator Matthias Steyer, Niedernhausen, den Auftrag, die Säule zu reinigen, zu festigen und zu restaurieren. Begleitet werden die Arbeiten durch eine Gruppe Wissenschaftler und Restauratoren aus unterschiedlichen Direktionen der GDKE und des Instituts für Steinkonservierung e. V. unter Federführung des Landesmuseums Mainz. Die Arbeitsgruppe legte auch das Restaurierungskonzept fest. Die figürlichen Gipsergänzungen aus der Zeit nach dem II. Weltkrieg werden abgenommen, um so die Qualität der originalen Figuren, die starke antike Zerstörung und die Restaurierungsleistung von 1905/6 aufzuzeigen. Nach dem Auszug des Landtags wird die nun in neuem Glanz erstrahlende Große Mainzer Jupitersäule wieder in der Steinhalle des Landesmuseums Mainz aufgestellt werden.


Logos Verein der Freunde Landesmuseum Mainz und Ernst von Siemens Kulturstiftung

Die Restaurierungsarbeiten großzügig unterstützt von der Ernst von Siemens Kunststiftung und dem Verein der Freunde des Landesmuseums e. V.